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fit for fair ?

 

Mit Aktionen in ganz Deutschland wollen die Globalisierungskritiker gegen schmutzige Praktiken in der weltweiten Sportswear-Industrie protestieren, die ihre Luxusprodukte fast nur noch in Billiglohnländern herstellen lässt.

Allein im vergangenen Jahr hat Adidas 720 Millionen Euro für Werbung und Sponsoring ausgegeben. Dreistreifen-Star David Beckham kassiert geschätzte zehn Millionen Euro.

Dafür müsste eine Näherin von "PT Panarub" 7000 Jahre arbeiten. Vom Ladenpreis eines 100-Euro-Sportschuhs entfallen auf ihren Arbeitslohn nur wenige Cent.

Vier Nähte um die drei Streifen. Adidas-Logo auf Sportschuh-Lasche. 150 mal pro Stunde die gleiche Bewegung, als würden die schmalen Hände zu einem Roboter gehören. Seit 7 Uhr früh sitzt Rohmawati an der Maschine, heute wird die 20-Jährige wie an so vielen Tagen bis nach 20 Uhr auf die Nadel starren, die vor ihr auf und ab rattert. Bis die drei Streifen vor ihren Augen verschwimmen.

Die 24-jährige Yanti beugt sich über eine kleine Schablone, mit der sie wie ein Automat Markierungen für Hackennähte auf Lederteile zeichnet. Daneben streckt Hasarawati ihre Hände unter eine Haube, um mit einem kreischenden Schleifer bei 180 Schuhen pro Stunde Lederflächen anzuschmirgeln. Samah, ein paar Meter weiter, nimmt das Dröhnen des Fließbands gar nicht mehr wahr, das an ihr vorbeiruckt. Sie streicht Klebstoff auf Sohlen, von dem Dämpfe trotz Absaugschläuchen neben ihr aufsteigen. Seit 5 Jahren arbeitet sie hier, seit sie 15 ist.

Happy sei sie mit ihrem Job, sagt Samah. Happy sind auch die anderen, wenn man sie fragt und sie unter den Augen der Supervisor antworten. Merkwürdig bloß, dass keines der vielen tausend Gesichter in der riesigen Halle lächelt. Nur einer strahlt: Hendrik Sasmito. Der erklärt ganz ungeniert: "Ich bin hier der Boss!"

Hendrik Sasmito ist der Herrscher über 17 Hektar Fabrikgelände, das hinter hohen Stacheldrahtzäunen in einem Vorort der indonesischen Hauptstadt Jakarta liegt. Besitzer der Firma "PT Panarub", wo Adidas monatlich 650 000 Paar "Predator"-Kickerschuhe produzieren lässt.

In der kühl klimatisierten Lobby empfangen Poster mit Fußballgöttern und eine Vitrine mit handsignierten Edeltretern von Zinedine Zidane die Besucher. In den heißen Hallen dahinter schuften und schwitzen über 8000 Mädchen und Frauen bis zu 12 Stunden täglich, manchmal auch sonntags - für 3 bis 5 Euro am Tag

In den großen Werkshalle bei Jakarta hängen die "Standards of Engagement", wie Adidas seinen Firmenkodex nennt, mehrsprachig an vielen Wänden. "Bloß Papier" klagt die Gewerkschafterin Ngadinah, "viele Mädchen verstehen das gar nicht. Und der Alltag sieht sowieso anders aus."

So nehmen die Näherinnen nicht die beiden freien "Menstruationstage", die ihnen in Indonesien gesetzlich garantiert sind. Aus Angst vor Repressionen durch die Vorarbeiter schlucken sie lieber "Painkiller" aus der Werksapotheke. Der Arbeitsdruck ist so hoch, dass immer wieder Finger in Nadeln geraten. Der tägliche Terror sind die "Targets": Zielvorgaben, die in roten Ziffern über den Produktionslinien leuchten. Zu hoch für die normalen 40 Wochenstunden plus 14 gesetzlich zulässige Überstunden. Druck vom Management und nackte wirtschaftliche Not zwingen die Mädchen zu 60 Arbeitsstunden pro Woche - oder sogar mehr.

"Was sollen wir sonst tun?" sagt die 24-jährige Putri, die aus einem Dorf in Zentral-Java kam und jetzt Nachtschichten schiebt, "der gesetzliche Mindestlohn ist viel zu niedrig, um davon zu leben. Sie möchte eigentlich längst zurück, und einen Shop eröffnen. Aber obwohl sie bei "Panarub" sogar noch mehr verdient, als Arbeiterinnen, die in anderen Fabriken z.B. für Levi's schuften, reicht ihr Geld nicht für Ersparnisse - so wenig wie bei der 21-jährigen Handayani, die ihre Eltern in ihrem Heimatdorf unterstützen muss. "Seit vier Jahren habe ich mir keine neuen Kleider gekauft!"

Handayani, die vom Lederstaub immer wieder Allergien bekommt, kämpft mit anderen Frauen für bessere Arbeitsbedingungen. Doch erst entließ "PT Panarub" mehrere Anführerinnen der neuen Gewerkschaft Perbupas, obwohl die "Standards of Engagement" ausdrücklich die Gewerkschaftsfreiheit garantieren. Und deren Sekretärin Ngadinah wurde nach einem Streik und einem missliebigen TV-Interview von der Polizei sogar wegen "Provokation" in ein Gefängnis gesperrt. Nicht zuletzt durch Intervention von Adidas kam sie nach 29 Tagen wieder frei.

"Ich trage die Mitverantwortung für 300.000 Leute in 500 Zulieferbetrieben", sagt William Anderson, so etwas wie der Ethik-Beauftragte von Adidas in Asien. "Klar, perfekte Fabriken gibt es hier nicht. Aber wir kümmern uns um Klagen." Seine schärfste Waffe: Abbruch der Geschäftsbeziehungen.

"Wir haben allein in Asien 20 Teams, die unsere Standards überprüfen", versichert Anderson.
"Klingt gut", sagt Ingeborg Wick von der Kampagne "Saubere Kleidung", "bloß kommen diese Teams immer angemeldet und nie überraschend. Wir fordern, dass sich Multis wie Adidas oder Nike einer unabhängigen Kontrolle mit Gewerkschaftern stellen. Und die Verbraucher müssen klarmachen, dass sie mit menschenunwürdigen Bedingungen nicht einverstanden sind".

Da sind die Großen ganz empfindlich. Schließlich geht es ums Image. Um mögliche Boykottaufrufe. Wie kürzlich beim Schweizer Bekleidungshaus Triumph, der in der Militärdiktatur Birma produzieren ließ. Dagegen stichelte das niederländische "Clean Clothes Campaign" mit Protestplakaten, die eine Nackte im Stacheldraht-BH zeigten. Triumph war gepiekt. Wegen der "emotional geprägten öffentlichen Diskussion" zog sich die Firma aus Birma zurück.

Mehr Infos im Internet:
www.saubere-kleidung.de und
www.adidas-salomon.com/